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eine andere Waffe. Und sie trat auch nicht heraus, sondern taumelte
schreiend und kreischend zwischen den beiden vollkommen verblüff-
ten Wächtern hindurch.
Möglicherweise lag das an dem riesigen, silbergrauen Falken, der
in ihrem Nacken hockte und kreischend mit den Flügeln schlug, wo-
bei die beiden gewaltigen Schwingen Katja abwechselnd rechts und
links ohrfeigten.
»Was& ?« murmelte der Prinz. Er sprang mit einem Satz wieder
hoch, starrte Katja an und hob in einer fast hilflos anmutenden Geste
die Hände.
Dann begann er zu lachen.
Und nicht nur er.
Katja stolperte, hysterisch kreischend und ebenso hektisch wie ver-
gebens mit beiden Händen nach dem Falken schlagend, in den Saal
hinein. Die Gäste machten ihr hastig Platz, um nicht über den Haufen
gerannt zu werden, aber das allgemeine Gelächter wurde immer lau-
ter, denn allen war fast sofort klar, daß Grauschwinges Angriff nicht
ernst gemeint war. Der riesige Vogel hätte Katja spielend das Gesicht
in Stücke reißen oder ihr die Augen auskratzen können, aber er be-
schränkte sich darauf, ihr mit seinen gewaltigen Schwingen weiter
eine Ohrfeige nach der anderen zu versetzen und dabei schrille
Schreie auszustoßen, die beinahe ebenfalls wie Gelächter klangen.
Schließlich hatte er genug, breitete die Flügel aus und schwang sich
mit einer kraftvollen Bewegung in die Luft - allerdings nicht, ohne
vorher die Krallen in Katjas rote Perücke zu graben und sie mitzu-
nehmen&
Katja kreischte, als wäre sie bei lebendigem Leibe skalpiert wor-
den, fiel auf die Knie herab und verbarg das Gesicht zwischen den
Händen. Ihre Schreckensschreie gingen in dem immer lauter wer-
denden Gelächter unter.
Auch Prinz Hendrick lachte, bis ihm die Tränen über das Gesicht
liefen, und selbst Skeven mußte an sich halten, um nicht laut heraus-
zuplatzen. Einzig Mercant und Nadja sahen nicht so aus, als wären
sie besonders amüsiert&
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»Wundervoll!« sagte Prinz Hendrick lachend, während er sich an
Nadja wandte. »Wirklich, meine Liebe - das war das Komischste,
was ich seit langem gesehen habe. Wer hat es sich ausgedacht - Ihr
oder Eure Schwester?«
Nadja starrte den Prinzen fast haßerfüllt an, aber sie war trotzdem
klug genug, nichts zu sagen. Nach einer Sekunde drehte sie sich mit
einem Ruck herum und stapfte zu ihrer Schwester hinüber. Der Prinz
blickte ihr kopfschüttelnd nach, wischte sich mit dem Handrücken
die Tränen vom Gesicht - und wurde übergangslos ernst. Plötzlich
war etwas in seinen Augen, das Skeven einen eisigen Schauer über
den Rücken laufen ließ.
»Nun, mein lieber Kanzler«, sagte er. »Glaubt Ihr immer noch, daß
ich& verrückt bin? Der - wie nanntet Ihr mich doch gestern noch? -
träumende Prinz?«
»Hoheit, ich versichere Euch - «, begann Skeven, führte den Satz
aber nicht zu Ende. Wenn er noch Zweifel gehabt hätte, hätte ein
einziger Blick in Hendricks Gesicht sie nun beseitigt. Es war so, wie
er vorhin gedacht hatte. Es war vorbei.
Hendrick machte sich auch gar nicht die Mühe, noch einmal zu
antworten, sondern bahnte sich seinen Weg durch die Menge, bis er
neben Nadja und ihrer Schwester angelangt war. Ein nachdenklicher
Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
»Das ist seltsam«, sagte er. »Dieses Kostüm& ist es nicht dasselbe,
das Ella gestern abend getragen hat?«
»Es& sieht ihm ähnlich, in der Tat«, antwortete Skeven verlegen.
»Wir haben es extra anfertigen lassen«, sagte Nadja hastig. Sie war
neben ihrer Schwester auf die Knie gesunken und versuchte, sie ir-
gendwie zu trösten, hatte Hendricks Worte aber trotzdem verstanden.
»Es ist nicht ganz perfekt, aber ich dachte mir, daß& daß es Euch
erfreuen würde.«
»So?« fragte der Prinz. Er überlegte einen Moment. »Und die& Pe-
rücke. Sie hat die gleiche Farbe wie Ellas Haar.« Er schüttelte ver-
wirrt den Kopf. »Das ist alles& sehr sonderbar.«
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Skeven zog es vor, nichts mehr zu sagen. Er hatte das sichere Ge-
fühl, daß sowieso alles, was er jetzt sagen konnte, falsch gewesen
wäre.
Über ihren Köpfen erklang ein schriller Schrei, und als Hendrick
und die anderen aufsahen, erblickten sie den riesigen Falken, der mit
weit ausgebreiteten Schwingen unter der Decke kreiste.
»Ich wußte es«, flüsterte Hendrick. »Ich wußte es die ganze Zeit.
Kraftstein. Kraftstein!«
Kraftstein kam mit schnellen Schritten herbeigeeilt und sah den
Prinzen fragend an. Hendrick deutete auf den Vogel. »Der Falke,
Kraftstein«, sagte er erregt. »Das ist er. Das ist der Falke, von dem
ich Euch erzählt habe! Es ist alles wahr, versteht Ihr? Es ist der Falke
mit dem gebrochenen Flügel, den ich im Wald gesehen habe; zu-
sammen mit dem Mädchen!«
Wie zur Antwort stieß der Vogel erneut einen hellen, weithin hör-
baren Ruf aus - und verschwand durch die offenstehende Tür nach
draußen, so schnell und tief, daß nicht wenige der Gäste erschrocken
die Köpfe einzogen. Hendrick machte eine Bewegung, fast als wolle
er ihm nachsetzen, blieb aber dann wieder stehen und wandte sich
statt dessen heftig gestikulierend an Kraftstein. »Schickt Eure besten
Männer aus«, sagte er. »Sucht sie! Wo der Vogel ist, da ist auch das
Mädchen nicht weit. Sie müssen sie finden, hört Ihr? Um jeden
Preis!«
»Selbstverständlich, Hoheit«, antwortete Kraftstein; in einem Ton,
der deutlich machte, daß ihm die Befolgung dieses Befehles höchstes
Vergnügen bereitete.
Hinter Skeven räusperte sich jemand gekünstelt. Der Kanzler drehte
sich herum und erblickte Mercant, der ihnen unbemerkt gefolgt war -
ebenso wie Nadjas Vater, der zwar - zum Glück - nicht sehen konnte,
wie sehr sich seine Tochter zum Gespött gemacht hatte, es dafür aber
um so deutlicher hören mußte.
»Bitte verzeiht, Hoheit«, sagte Mercant. »Aber wenn wir nun viel-
leicht den Vertrag& «
Hendrick schien sich im allerersten Moment nicht einmal zu erin-
nern, wovon der Baron überhaupt sprach. Aber dann nickte er. Seine
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für einen Moment ausgelassene Stimmung war plötzlich wieder wie
weggeblasen. »Ja«, sagte er. »Wenn es denn sein muß.«
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