[ Pobierz całość w formacie PDF ]

möglich, denn sie blieb wie angenagelt bei mir stehen. Endlich holte ich mir noch ein großes Glas Wein aus
der Tafelstube herein und rief ihr zu: felicissima notte!" denn so viel hatte ich schon Italienisch gelernt.
Aber wie ich das Glas so auf einmal ausstürze, bricht sie plötzlich in ein verhaltenes Kichern aus, wird über
und über rot, geht in die Tafelstube und macht die Tür hinter sich zu. Was ist da zu lachen? dachte ich
verwundert, ich glaube, die Leute in Italien sind alle verrückt.
Ich hatte nun immer nur Angst vor dem Postillon, daß der gleich wieder zu blasen anfangen würde. Ich
horchte am Fenster, aber es war alles still draußen. Laß ihn blasen! dachte ich, zog mich aus und legte mich
in das prächtige Bett. Das war nicht anders, als wenn man in Milch und Honig schwämme! Vor den Fenstern
rauschte die alte Linde im Hofe, zuweilen fuhr noch eine Dohle plötzlich vom Dache auf, bis ich endlich
voller Vergnügen einschlief.
Sechstes Kapitel
Als ich wieder erwachte, spielten schon die ersten Morgenstrahlen an den grünen Vorhängen über mir. Ich
konnte mich gar nicht besinnen, wo ich eigentlich wäre. Es kam mir vor, als führe ich noch immer fort im
Wagen, und es hätte mir von einem Schlosse im Mondschein geträumt und von einer alten Hexe und ihrem
blassen Töchterlein.
Ich sprang endlich rasch aus dem Bette, kleidete mich an und sah mich dabei nach allen Seiten in dem
Zimmer um. Da bemerkte ich eine kleine Tapetentür, die ich gestern gar nicht gesehen hatte. Sie war nur
angelehnt, ich öffnete sie und erblickte ein kleines, nettes Stübchen, das in der Morgendämmerung recht
heimlich aussah. Über einem Stuhl waren Frauenkleider unordentlich hingeworfen, auf einem Bettchen
daneben lag das Mädchen, das mir gestern abend bei der Tafel aufgewartet hatte. Sie schlief noch ganz ruhig
und hatte den Kopf auf den weißen bloßen Arm gelegt, über den ihre schwarzen Locken herabfielen. Wenn
die wüßte, daß die Tür offen war! sagte ich zu mir selbst und ging in mein Schlafzimmer zurück, während ich
hinter mir wieder schloß und verriegelte, damit das Mädchen nicht erschrecken und sich schämen sollte,
wenn sie erwachte.
Draußen ließ sich noch kein Laut vernehmen. Nur ein früh erwachtes Waldvöglein saß vor meinem Fenster
auf einem Strauch, der aus der Mauer herauswuchs, und sang schon sein Morgenlied. Nein", sagte ich, du
sollst mich nicht beschämen und allein so früh und fleißig Gott loben!" - Ich nahm schnell meine Geige, die
ich gestern auf das Tischchen gelegt hatte, und ging hinaus. Im Schlosse war noch alles totenstill, und es
dauerte lange, ehe ich mich aus den dunklen Gängen ins Freie herausfand.
Als ich vor das Schloß heraustrat, kam ich in einen großen Garten, der auf breiten Terrassen, wovon die eine
immer tiefer war als die andere, bis auf den halben Berg herunterging. Aber das war eine liederliche
Gärtnerei. Die Gänge waren alle mit hohem Grase bewachsen, die künstlichen Figuren von Buchsbaum
waren nicht beschnitten und streckten wie Gespenster lange Nasen oder ellenhohe, spitzige Mützen in die
Luft hinaus, daß man sich in der Dämmerung ordentlich davor hätte fürchten mögen. Auf einige zerbrochene
Statuen über einer vertrockneten Wasserkunst war gar Wäsche aufgehängt, hin und wieder hatten sie mitten
im Garten Kohl gebaut, dann kamen wieder ein paar ordinäre Blumen, alles unordentlich durcheinander und
von hohem, wildem Unkraut überwachsen, zwischen dem sich bunte Eidechsen schlängelten. Zwischen die
alten, hohen Bäume hindurch aber war überall eine weite, einsame Aussicht, eine Bergkoppe hinter der
andern, soweit das Auge reichte.
Nachdem ich so ein Weilchen in der Morgendämmerung durch die Wildnis umherspaziert war, erblickte ich
auf der Terrasse unter mir einen langen, schmalen, blassen Jüngling in einem langen, braunen Kaputrock, der
mit verschränkten Armen und großen Schritten auf und ab ging. Er tat, als sähe er mich nicht, setzte sich bald
darauf auf eine steinerne Bank hin, zog ein Buch aus der Tasche, las sehr laut, als wenn er predigte, sah dabei
zuweilen zum Himmel und stützte dann den Kopf ganz melancholisch auf die rechte Hand. Ich sah ihm lange
zu, endlich wurde ich doch neugierig, warum er denn eigentlich so absonderliche Grimassen machte, und
ging schnell auf ihn zu. Er hatte eben einen tiefen Seufzer ausgestoßen und sprang erschrocken auf, als ich
ankam. Er war voller Verlegenheit, ich auch, wir wußten beide nicht, was wir sprechen sollten, und machten
immerfort Komplimente voreinander, bis er endlich mit langen Schritten in das Gebüsch Reißaus nahm. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • kudrzwi.xlx.pl