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Raumhafen. Und wie in der Kharsa gilt auch in Charin - trotz der weiten Entfernung von der Erde - terranisches Gesetz.
Als nichtmenschliche Stadt, bewohnt hauptsächlich von Chaks, bildete Charin den Kern und das Zentrum der
Widerstandsbewegung. In Charin gärte es unablässig. Es war nur logisch, daß ein Abtrünniger sich dort aufhielt.
Ich brachte mich in eine Position, in der meine Schultern am wenigsten schmerzten, und murmelte: »Aber warum ist er
in Charin?«
So leise meine Bewegung auch gewesen war, sie hatte Dallisa aufgeweckt. Sie rollte sich auf den Bauch, stützte sich
auf die Ellbogen und zitierte schläfrig: »Der sicherste Platz für ein Beutetier ist an des Jägers Tür.«
Ich starrte das Viereck aus violettem Mondlicht an und versuchte, die einzelnen Stücke des Puzzles
zusammenzukriegen. Halblaut fragte ich: »Um welche Beute geht es? Und wer sind die Jäger?«
Dallisa antwortete nicht. Ich hatte es auch nicht erwartet. Dann stellte ich die Frage, die meinen Geist am meisten
beschäftigte: »Wieso haßt Kyral Rakhal Sensar, wenn er ihn noch nie zu Gesicht bekommen hat?«
»Er hat seine Gründe«, sagte Dallisa ernst. »Einer davon betrifft Miellyn, meine Zwillingsschwester. Kyral überwand die
Stufen des Großen Hauses, indem er uns beide als Gefährtinnen beanspruchte. Er ist der Sohn unseres Vaters, hat aber
eine andere Mutter.«
Das erklärte vieles. Eheschließungen zwischen Geschwistern, die in den Trockenstädten nicht ungewöhnlich sind,
basieren auf Zweckmäßigkeit und Mißtrauen. Meistens, aber nicht immer, kommt es ohne Liebe zu derlei Verbindungen.
Es erklärte Dallisas Häme, und teilweise - aber wirklich nur teilweise - auch den Grund, aus dem sie in meinen Armen
gelegen hatte. Was es nicht erklärte, war Rakhals Anteil an dieser rätselhaften Intrige, und es machte auch nicht
plausibel, warum Kyral mich für Rakhal gehalten hatte - und das erst, nachdem ihm eingefallen war, wie ich in
terranischer Kleidung aussah.
Ich fragte mich, warum ich nicht früher auf den Gedanken gekommen war, man könne mich mit Rakhal verwechseln. Wir
glichen uns zwar nicht sonderlich, aber eine ungenaue Beschreibung konnte ebenso auf ihn wie auf mich passen. Meine
Größe ist für terranische Verhältnisse ungewöhnlich, und ich war kaum zwei Zentimeter kleiner als Rakhal, aber wir
hatten ungefähr die gleiche Gestalt und Hautfarbe. Und seit wir als Jungen zusammengewesen waren, hatte ich seinen
Gang und seine Gesten nachgeahmt.
Was allerdings unsere individuellen Gesichtszüge vereinheitlichte, waren die Kifirgh-Narben an Mund, Wangen und
Schultern. Jeder, der uns nicht persönlich kannte, jeder, der in den Tagen, als wir noch zusammengearbeitet hatten,
lediglich von uns gehört hatte, konnte uns leicht miteinander verwechseln. Sogar Juli hatte ausgerufen »Du bist fast wie
... «, bevor sie wieder einen klaren Kopf bekam.
Weitere Puzzleteile bauten sich vor meinem inneren Auge auf, aber sie weigerten sich hartnäckig, sich in ein Muster
einpassen zu lassen: Das Verschwinden des Spielzeughändlers, Julis hysterisches Gerede-, die Art und Weise, in der
das Mädchen - Miellyn? - in Nebrans Schrein verschwunden war. Dazu kamen noch die Andeutungen des alten Mannes
und Dallisas über den geheimnisvollen »Spielzeugmacher«. Und noch etwas, woran ich mich nur am Rande erinnerte:
Der unheimliche Handel in der Stadt der Schweigenden. Ich wußte, irgendwie mußten all diese Dinge zusammenpassen,
aber ich konnte mir kaum vorstellen, daß Dallisa in der Lage war, das Muster für mich zu komplettieren.
Mit einer Vehemenz, die mich überraschte, sagte sie: »Miellyn stellt nur ein Alibi dar! Kyral haßt Rakhal, weil Rakhal
Kompromisse schließt, er jedoch kämpfen will!«
Sie rollte zu mir herüber und drückte sich in der Dunkelheit an mich. Ihre Stimme zitterte. »Race, unsere Welt liegt im
Sterben. Wir können Terra nicht die Stirn bieten. Aber da sind noch andere Dinge, schlimmere Dinge.«
Ich setzte mich hin und mußte überrascht feststellen, daß ich die Erde gegenüber diesem Mädchen verteidigte. Da war
ich nun nach langen Jahren wieder in meine eigene Welt zurückgekehrt, und trotzdem hörte ich mich mit leiser Stimme
sagen: »Die Terraner beuten Wolf nicht aus. Wir haben das Gesetz von Shainsa nicht verletzt. Wir haben nicht einmal
etwas verändert.«
Und es stimmte. Terra war durch Wolf mit Verträgen verbunden - nicht durch Eroberung. Das Imperium zahlte - und es
zahlte großzügig - für das gepachtete Land, auf dem die Handelsstädte entstanden waren. Und man überschritt die
Grenzen nur dort, wo man dazu aufgefordert wurde.
»Wir gestehen allen Städten und Staaten, die ihre Unabhängigkeit bewahren wollen, zu, sich bis zu ihrem
Zusammenbruch selbst zu regieren, Dallisa. Und nach ungefähr einer Generation kommt es dann zum Zusammenbruch.
Nur wenige rückständige Planeten können gegen uns standhalten. Die Menschen selbst werden es leid, unter feudalen
oder theokratischen Systemen zu leben. Sie bitten darum, in das Imperium aufgenommen zu werden. Das ist alles.«
»Aber das ist es ja gerade«, konterte Dallisa. »Ihr gebt den Menschen alles, was sie früher von uns bekommen haben;
aber ihr macht es besser. Allein durch euer Hiersein bringt ihr die Trockenstädte um. Die Menschen wenden sich von uns
ab und laufen zu euch über. Und ihr laßt das zu.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir haben seit Jahrhunderten keinen Krieg mehr geführt. Was erwartet ihr? Daß wir euch
Schießeisen, Flugzeuge und Bomben geben, damit ihr euch eurer Sklaven erwehren könnt?«
»Ja!« Ihre Augen sprühten Blitze. »Die Trockenstädte haben Wolf beherrscht, seit ... seit ... Du kannst dir nicht einmal
vorstellen, wie lange! Wir haben mit euch einen Vertrag geschlossen, der euch den Handel erlaubt ... «
»Während wir euch damit belohnen, daß wir euch ungeschoren lassen«, sagte ich ruhig. »Aber wir haben den
Trockenstädten nicht untersagt, sich dem Imperium anzuschließen und mit Terra zusammenzuarbeiten.«
»Männer wie Kyral würden lieber sterben«, sagte sie verbittert und drückte hilflos das Gesicht an meine Brust. »Und ich
werde mit ihnen zusammen sterben. Miellyn hat sich von uns losgesagt, aber ich kann es nicht. Dazu fehlt mir der Mut.
Unsere Welt ist morsch, Race, durch und durch morsch, und in dieser Beziehung gleiche ich ihr. Ich hätte dich heute
umbringen können, aber jetzt bin ich hier, in deinen Armen. Unsere Welt ist morsch, und ich bin nicht davon überzeugt,
daß die neue besser werden wird!«
Ich legte ihr meine Hand unters Kinn und schaute ihr ernst in die Augen. Ihr Gesicht war nur ein blasses Oval in der
Finsternis. Es gab nichts, was ich hätte sagen können, denn sie hatte schon alles gesagt, und es war die Wahrheit. Ich
hatte mich in Selbsthaß nach diesem Leben verzehrt, und jetzt, wo ich es wieder lebte, wurde es auf meinen Lippen zu
Salz und Blut, wie Dallisas hungrige Küsse. Sie berührte mein narbiges Gesicht sanft mit den Fingern. Dann packten
ihre kleinen, dünnen Hände meine Gelenke mit einer solchen Wildheit, daß ich protestierend aufstöhnte.
»Du wirst mich nicht vergessen«, sagte sie mit ihrer seltsam singenden Stimme. »Auch wenn du siegreich warst - du
wirst mich nicht vergessen.« Sie drehte sich auf den Rücken und schaute zu mir auf. Ihre Augen glühten schwach in der
Dunkelheit. Ich wußte, sie konnte mich so deutlich sehen, als sei es Tag. »Ich glaube, daß ich gewonnen habe - nicht
du, Race Cargill.« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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