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sagte: Du mußt auch hier drinnen verwelken, du arme, kleine Blume! Dich das Heinzelmännchen, denn beim Krämer gab es jeden Weihnachtsabend
und den kleinen, grünen Rasenfleck hat man mir für die ganze Welt gegeben, eine Schüssel voll Grützbrei mit einem großen Klumpen Butter mitten darin!
die ich draußen hatte! Jeder kleine Grashalm soll für mich ein grüner Baum Das konnte der Krämer ganz gut geben; darum blieb das Heinzelmännchen
sein, jedes von deinen weißen Blättchen eine duftende Blume! Ach, Ihr im Krämerladen, und das war sehr lehrreich.
erzählt mir nur, wieviel ich verloren habe!
Wer ihn doch trösten könnte! dachte das Gänseblümchen, aber es konnte Eines Abends trat der Student durch die Hintertür ein, um selbst Licht und
kein Blatt bewegen; doch der Duft, der aus den feinen Blättchen strömte, war Käse zu kaufen; er hatte niemand zu schicken, darum ging er selbst; er
weit stärker, als man ihn sonst bei dieser Blume findet. Das merkte der Vogel bekam, was er wünschte, bezahlte es, und der Krämer und auch dessen Frau
auch, und obgleich er vor Durst verschmachtete und in seiner Pein die grü- nickten ihm einen 'guten Abend' zu; das war eine Frau, die mehr konnte als
nen Grashalme abriß, berührte er doch das Blümchen nicht. mit dem Kopfe nicken; sie hatte Rednergabe! Der Student nickte ebenfalls,
Es wurde Abend, und noch immer kam niemand und brachte dem armen blieb aber auf einmal stehen, und zwar indem er den Bogen Papier las, in den
Vogel einen Tropfen Wasser; da streckte er seine hübschen Flügel aus, schüt- der Käse gewickelt war. Es war ein Blatt, herausgerissen aus einem alten
telte sie krampfhaft, sein Gesang war ein wehmütiges Piepiep; das kleine Buche, das eigentlich nicht hätte zerrissen werden sollen; denn es war ein
Köpfchen neigte sich der Blume entgegen, und des Vogels Herz brach vor Buch voller Poesie.
Durst und Sehnsucht. Da konnte das Blümchen nicht mehr, wie am Abend
vorher, seine Blätter zusammenfalten und schlafen, sie hingen krank und Da liegt noch mehr von derselben Art! sagte der Krämer, ich habe einer
traurig zur Erde nieder. alten Frau ein paar Kaffeebohnen für das Buch gegeben; wollen Sie mir zwei
Erst am nächsten Morgen kamen die Knaben, und als sie den Vogel tot sahen, Groschen bezahlen, so sollen Sie den ganzen Rest haben.
weinten sie. Sie weinten viele Tränen und gruben ihm ein niedliches Grab,
das mit Blumenblättern geschmückt wurde. Des Vogels Leiche kam in eine Ja , sagte der Student, geben Sie mir das Buch für den Käse! Ich kann mein
schöne, rote Schachtel; königlich sollte er begraben werden, der arme Vogel! Butterbrot ohne Käse essen! Es wäre ja Sünde, wenn das Buch ganz und gar
Als er lebte und sang, vergaßen sie ihn, ließen ihn im Bauer sitzen und Durst zerrissen werden sollte. Sie sind ein prächtiger Mann, ein praktischer Mann,
leiden, nun bekam er Pracht und viele Tränen. aber auf Poesie verstehen Sie sich ebensowenig wie die Tonne da.
Aber der Rasenfleck mit dem Gänseblümchen wurde auf die Landstraße in
den Staub geworfen. Niemand dachte an sie, die doch am meisten für den Und das war unartig gesprochen, namentlich gegen die Tonne, aber der
kleinen Vogel gefühlt hatte und ihn so gerne getröstet hätte! Krämer lachte, und der Student lachte auch; es war ja nur aus Spaß gesagt.
Aber das Heinzelmännchen ärgerte sich, daß man einem Krämer, der Hauswirt
war und die beste Butter verkaufte, dergleichen Dinge zu sagen wagte.
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Hans Ch. Andersen Hans Ch. Andersen
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In der Nacht, als der Laden geschlossen war und alle zur Ruhe gegangen Mädchenkopf, einige mit Augen, dunkel und strahlend, andere mit wunder-
waren, nur der Student nicht, trat das Heinzelmännchen hervor, ging in die bar blauen und klaren; jede Frucht war ein glänzender Stern, und es sang und
Schlafstube und nahm der Hausfrau das Mundwerk weg; das brauchte sie klang im Zimmer des Studenten.
nicht, wenn sie schlief; und wo er das einem Gegenstande in der Stube auf-
setzte, bekam dieser Stimme und Rede und sprach seine Gedanken und seine Nein, eine solche Pracht hatte das kleine Heinzelmännchen noch nie
Gefühle ebensogut aus wie die Hausfrau; aber nur ein Gegenstand nach dem erträumt, geschweige denn gesehen und vernommen. Es blieb auf den
andern konnte es benutzen, und das war eine Wohltat, sie hätten sonst durch- Fußspitzen stehen und guckte und guckte bis das Licht in der Dachkammer
einander gesprochen. erlosch; der Student blies es wahrscheinlich aus und ging zu Bett, aber das
Heinzelmännchen blieb doch stehen, denn der Gesang ertönte noch immer
Das Heinzelmännchen legte das Mundwerk auf die Tonne, in der die alten sanft und herrlich als schönes Schlummerlied des Studenten, der sich zur
Zeitungen lagen. Ist es wirklich wahr , fragte es, daß Sie nicht wissen, was Ruhe niedergelegt hatte.
Poesie ist?
Hier ist es doch unvergleichlich! sagte das Heinzelmännchen, das hätte
Freilich weiß ich es , antwortete die Tonne, Poesie ist so etwas, was immer ich nicht erwartet! Ich möchte bei dem Studenten bleiben. Es sann dar-
unten in den Zeitungen steht und manchmal herausgeschnitten wird! Ich über nach und es war ein vernünftiges Männchen. Es seufzte: Der Student
möchte behaupten, ich habe mehr in mir als der Student, und ich bin doch nur hat keinen Brei! und darauf ging es wieder zum Krämer hinab; und es war
eine geringe Tonne gegen den Krämer. sehr gut, daß es endlich dahin zurückkehrte, denn die Tonne hatte das
Mundwerk der Frau fast ganz verbraucht, es hatte nämlich schon alles, was
Und das Heinzelmännchen setzte der Kaffeemühle das Mundwerk auf, nein, in seinem Innern wohnte, von einer Seite ausgesprochen und stand gerade im
wie die ging! Und es setzte es dem Butterfasse und dem Geldkasten auf; Begriff, sich umzukehren, um das gleiche von der andern Seite zum besten zu
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